Donnerstag, 16. September 2010

Besteigung des Emeishan

Jetzt ist es gerade 6:40 und wir klettern heute und morgen den Emeishan rauf, einem 3000 Meter hohen Berg übersät mit buddhistischen Klostern. Wenn wir heil zurück sind, gibts davon auch Fotos, bis dahin sind wir erstmal vom Rest der Welt abgeschieden.

Gipfel des Emeishan:

Mittwoch, 15. September 2010

Gen Süden

Guilin & Yangshuo (09.09 - 13.09)

Nächstes Ziel der Reise war Guilin und Yangshuo, zwei Städte die etwa 1500 Kilometer südwestlich von Shanghai liegen und von denen es nur etwa acht Stunden mit dem Bus nach Hanoi wären, der Hauptstadt Vietnams. Wie auch bei Zhouzhuang werd Ich nur Bilder posten, jetzt wo Ich endlich die Möglichkeit habe.




Der Blog ist jetzt wieder auf dem neuesten Stand. Heute Abend sind wir in Chengdu angekommen, der Hauptstadt der Sichuan-Provinz. Morgen früh stehen erstmal Pandas auf dem Programm, darauf freut sich der Robert schon die ganze Reise wie ein Schnitzel:




Grüsse aus Westchina, nun nicht mehr ganz so weit weg von der Heimat,

Luca, Jojo, Robert und Alex

Die weisse Stadt am Meer

2. Shanghai (05.09 - 08.09)

Etwa 1000 Kilometer südlich von Beijing liegt Shanghai, das im Gegensatz zur Hauptstadt weniger von historischer sondern von wirtschaftlicher Bedeutung ist und dementsprechend ein eher westliches Stadtbild hat. Spätestens hier verschwimmen die kulturellen Grenzen, hier feiern KFC, McDonalds und Starbucks ihren Siegeszug, junge Leute schwören auf American Apparel und ausländische Unternehmen setzen meist auf einen repräsentativen Standort im Financial District, vorzugsweise in einem der Gebäude, die die Skyline besonders prägen. Shanghai ist das Tor zum Westen und hat landesweit das höchste Pro-Kopf-Einkommen und etwa 20 Millionen Einwohner.

Während die Architektur in weiten Teilen Chinas aus Geldgründen nicht über reine Zweckdienlichkeit hinauskommt, ist in Shanghai alles möglich. Wo noch vor 30 Jahren Wasserbüffel grasten und Bauern ihre Ente einfuhren, steht heute einer der imposantesten Wolkenkratzerlandschaften der Welt, momentan dominiert vom 492 Meter hohen World Financial Tower. Die Fahrt mit dem Aufzug zur Spitze dauert etwa 90 Sekunden und beschert einem einen Ohrendruck, wie man ihn sonst nur vom Fliegen kennt. Für 2014 ist bereits die Fertigstellung des nächsthöheren Wolkenkratzers geplant, der eine Hoehe von 632 Metern erreichen soll.

Shanghai ist hell, laut, schnell, und genauso kam mir der viertägige Aufenthalt hier vor, die Zeit verfliegt ins Nichts. Am Tag fährt man auf die zweithöchste Aussichtsplattform der Welt und schaut vom hundertsten Stockwerk auf die Autos und Menschen, klein wie Miniatur-Modelle, und vier Stunden später sitzt man auf der Terasse einer Bar im siebten Stock mit Blick auf die Skyline bei Nacht, unter einem Himmel ohne Sterne. Diesmal nicht wegen dem Smog, sondern wegen der bunten Lichter der Stadt. Wahrscheinlich ist Shanghai der grösste Arbeitsmarkt für Lichtdesigner - geht die Sonne unter beginnen die Wolkenkratzer zu glitzern, blinken und leuchten, manche pulsieren in rot und schwarz, manche blenden in grellen Farben und sehr viele strahlen Leuchtreklame in überdimensionaler Bildfläche aus. Und so sitzt man in der Bar Rouge, geniesst seinen 80 Yuan-Longdrink (8 Euro. Shanghai is eben westlich) und wirft abwechselnd Blicke auf die unvergessliche Skyline und auf edel und aufreizend gekleidete Chinesinnen, die sich offensichtlich zu älteren Herren hingezogen fühlen, mit denen sie in einen philosophischen Diskurs verfallen. Wenn nämlich beide genau wissen, was in den nächsten Stunden passiert, kann das mit dem freien Willen nicht so ganz stimmen.



Kein Foto von uns, aber nur um ein kleines Stück von der Atmosphäre dort oben zu vermitteln.

Es ist übrigens Sonntag Abend und die Bar schliesst um zwei Uhr nachts, doch Shanghai schläft nicht und so ruft man noch ein Taxi. Für eine drei Kilometer lange Fahrt zahlt man selbst hier nicht mehr als drei Euro, in kleineren Städten und weiter westlich zahlten wir nichtmal einen Euro. Öffentliche Verkehrsmittel sind überaus preiswert in China, eine Stadtbusfahrt macht umgerechnet 20 Cent, ein U-Bahn-Ticket 30 Cent und eine 1500 Kilometer Zugfahrt im Schlafwagen erster Klasse gerade mal 40 Euro. Der höhere Preis in Shanghai wird dafür durch eine gehörige Portion Nervenkitzel wieder wettgemacht, und so raste der garantiert unter Drogeneinfluss stehende Taxifahrer durch den nächtlichen Verkehr bis zur nächsten Disco, wo er sich mit einem überglücklichem "OK" verabschiedete. Lil Jon hätte es nicht besser gekonnt. Mit dem Aufzug ging es hoch in den Club, der DJ war erstklassig, die Location sehr fein. Wer um fünf Uhr immer noch nicht genug hat, findet danach immer noch einen Ort um weiter Gas zu geben, für uns war hier allerdings Schluss - Shanghai ist hell, laut und schnell, hat aber eigentlich wenig mit dem Rest von China gemein. Wer sich aber nicht den vollen Kulturschock holen will, für den ist Shanghai sicherlich der ideale Startpunkt seiner Chinareise.

Ganz abgesehen vom Nachtleben und dem modernen Shanghai gibt es noch weitaus mehr zu sehen. Etwa Zhouzhuang, eine alte Wasserstadt, die ungefaehr 100 Kilometer entfernt ist. Der Ort wird auf Venedig des Ostens genannt. Ich lass hier einfach mal Bilder sprechen.


Start der Reise

Eine 25-Stunden Zugfahrt hat auch seine Vorteile: endlich bietet sich die Gelegenheit, den bisherigen Verlauf der Reise auf Papier zu bringen.

I. Beijing (30.08 - 04.09)

China ist gross und das ist Beijing als Hauptstadt und politisches Zentrum des kommunistischen Landes ebenfalls. Das ist wohl die erste Erkenntnis die man einmal angekommen macht, denn bereits die Architektur des Flughafens im Norden ist schlichtweg monumental und könnte auch der Feder Albert Speers entsprungen sein. Man fühlt sich schon etwas verloren, wenn man eine etwa 40 Meter hohe und 300 Meter lange Halle mit parabolförmigen Dach betritt, zudem es nur die Passagiere des Fliegers und eine ebenso grosse Anzahl an Staatsdienern sind, die sich diesen Raum teilen. Eine erste Ode an den Zementmischer und ein Beispiel der teils übertriebenen Zurschaustellung die sich noch öfters zeigen wird.

Xingke (spricht man in etwa wie "Sinke" mit stummen e) wartete bereits im Empfangsbereich auf uns und hatte sogar einen Fahrer organisiert, der mit einem Buick-SUV unterm Hintern wohl zu den härteren Verfechtern chinesischer Fahrkunst zählte. Der Verkehr funktioniert hier in etwa so: Ampeln werden weitestgehend beachtet, Zebrastreifen hingegen ignoriert. Als Verkehrsteilnehmer muss man wissen, dass sich die Anzahl der Fahrbahnen einer Strasse äusserst dynamisch verhält und so wird aus einer zweispurigen auch schnell mal vierspurige, je nach Bedarf. Ausserdem sollte man sicherstellen, eine überdurchschnittlich laute Hupe zu haben, denn ein Hupen heisst in China soviel wie "Achtung, jetzt komm Ich" und ersetzt Blinker, Lichthupe und diverse Verkehrsregeln. Dass sowas in einem unausweichlichen Chaos endet ist nicht die ganze Wahrheit, denn hinter der augenscheinlichen Egomanie und Willkür liegt ein Gespür für Ruecksichtsnahme und gegenseitige Beachtung, sodass der Verkehr letztendlich doch erstaunlich gut funktioniert. Zwar muss man sich öfters umsehen, dafür klebt aber zehn Zentimeter hinter einem kein dauergestresser und die Lichthupe inflationär gebrauchender Cayenne-Fahrer.

Nach halbstuendiger Autofahrt durch den immerwährenden Smog der Stadt kamen wir an eine bewachte Schranke, flankiert von zwei Backsteinsäulen mit der Inschrift "Paradise City". Ähnlich wie in vielen afrikanischen und lateinamerikanischen Staaten existieren auch in China überwachte und abgeriegelte Wohnsiedlungen für die Oberschicht. Innerhalb der Mauern und Zäune befindet sich das Anwesen der chinesischen Familie, bei der wir zu Gast sein durften und die uns überaus freundlich empfing. Es bedarf schon ein gewisses Mass an Grosszügigkeit, wenn man nicht nur den Sohn der ehemaligen Gastfamilie des eigenen Sohnes sondern auch dessen drei mitgereisten Freunde in sein Haus aufnimmt. Ich glaube, das wäre in Deutschland nur schwer vorstellbar und spricht für die Gastfreundlichkeit dieses Landes. Der Fahrer (!) schenkte uns bei der Ankunft sogar eine Flasche Rotwein die wir dankend annahmen, ganz verstanden haben wir diese Geste allerdings nicht.

Nach einem verzweifelten Versuch den achtstündigen Jetlag in nur einer Nacht zu überwinden ging es am naechsten Morgen um 6:30 los - Xingke hat einen verdammt harten Zeitplan ausgearbeitet. Ich denke auf die einzelnen Tagespunkte der ersten Woche brauch Ich hier nicht näher eingehen - Tianmen-Platz, Verbotene Stadt (für die man mindestens einen halben Tag wenn nicht einen ganzen einplanen sollte), die Grosse Mauer und der Sommerpalast sind einfach Pflicht, wenn man Beijing bereist, auch wenn sich an diesen Sehenswürdigkeiten täglich tausende Touristen tummeln. Generell gilt fuer China, dass man den Zeitraum seiner Reise lieber ein Stück in die Nebensaison schieben sollte. Ausser den besagten Klassikern waren wir noch:

- In der Seidenstrasse, ein riessiges Kaufhaus mit nahezu unendlich vielen kleinen Geschäften. Vietnamesenmärkte an der tschechischen Grenze können einstecken, hier kriegt man wirkliches alles, mal mehr mal weniger original. Markenklamotten, Basketball- und Fussballtrikots, Sonnenbrillen, Rolex-Uhren, Schmuck, vor Ort massgeschneiderte Anzüge, Louis-Vitton & Samsonite, Modellflugzeuge, Jagdvisiere und so weiter und so fort. Wer hier nicht hart verhandelt, zahlt am Ende zuviel, die Verkäufer sind Profis und wissen wie man feilscht. Nach zwei Stunden dort drin ist man nervlich am Ende, kein Scherz.

- Art Factory, ein Künstlerviertel in einem verlassenen Fabrikgelände ausserhalb der Stadt. Mehr als hundert Gallerien voll mit Werken jeglicher Art, hier trifft sich die Creme de la Creme der modernen chinesischen Kunst. Die meisten Gallerien sind umsonst, einige verlangen einen geringen Betrag Eintritt. Das Ganze ist wie ein riesiges Museum, doch statt Stuck und Holzvertäfelung dominieren rostige Türen und broecklige Wände, nicht nur für Kunstinteressierte sehenswert.

- auf nem Martial Arts Turnier, Finale im Karate. Chinesen feiern Kampfsport.

- Standort der olympischen Spiele, Birds Nest & Watercube. Das Stadion und die Schwimmhalle werden seitdem nicht mehr genutzt und dienen als reine Touristenattraktion.

Und noch so einiges mehr. Am 4. September gings dann mim Nachtzug nach Shanghai.

Hier noch ein Aufruf, vielleicht liest das derjenige durch puren Zufall: am 3. September 2010 habe Ich eine Lumix-Digitalkamera im Beijing-Financial-District verloren, irgendwo in der Nähe von diesen einem verdammt hohen Gebäude. Bitte um ehrliche Rückgabe, Finderlohn garantiert.

Dienstag, 7. September 2010

10 Fakten über China

Gruß aus China von Alex, Jojo, Robert und mir an alle, die ab und zu hier vorbeischauen. In letzter Zeit gab es kaum ne Möglichkeit etwas zu texten, da wir nen ziemlich straffen Zeitplan hatten (Xingke hat uns dafür auch ungefähr ganz Beijing gezeigt). Jetzt sind wir in Shanghai und haben ein wenig mehr Zeit übrig. Der Blog wird deshalb ab jetzt auch regelmäßig gefüllt. Das mit den Fotos gestaltet sich schwieriger, aber wenn wir ein Internetcafe mit SD-Kartenleser finden, laden wir einfach ein paar mehr hoch. Mehr über Beijing und Shanghai gibt es morgen oder uebermorgen, hier erstmal leichte Kost:


- Polizisten tragen keine Namen sondern Nummern auf ihrer Uniform

- Das letzte Wahlergebnis lautete 99.9% für die regierende Partei. Der Bruder von Xingke meint dazu auch, dass da was nicht ganz stimmen kann

- Die größte Banknote ist der 100 Yuan-Schein (etwa 10 Euro, die kleinste der 1 Mao-Schein (umgerechnet ein Zehntel Eurocent)

- In Shanghai steht der 492 Meter hohe World Financial Tower, das größte Gebäude Chinas und nach dem Burj-al-Arab in Dubai die zweithöchste Aussichtsplattform der Welt

- Außerdem befindet sich in Shanghai der weltgrößte Bunker, der etwa 200.000 Menschen Platz bieten soll

- Will man in China Auto fahren, braucht man einen chinesischen Führerschein - ausländische Führerscheine werden hier nicht anerkannt

- in Peking hatten wir keinen einzigen smogfreien Tag. Die Stadt liegt permanent unter einem gräulichen Schleier von Industrie- und Autoabgasen

- Preise für einen halben Liter Coke: 1.80 Yuan (18 Cent) im Supermarkt, 60 Yuan in der Bar Rouge mit Blick auf die Skyline von Shanghai

- Für eine 40-Quadratmeter-Plattenbau Wohnung inmitten des Financial Districts Shanghai zahlt man etwa 50 Euro Miete im Monat

- Ist man zu Gast serviert der Gastgeber immer weitaus mehr Essen als nötig. Könnte und würde man alles wegessen, käme das für ihn einem Gesichtsverlust gleich.


---- when i was in china, they called me the machine ----